Glamorous
Ein Beitrag von Petra Buschkämper für die Gruppenausstellung „favorites of„.
Mit erhobenem Haupt.
Beim Betrachten von Petra Buschkämpers Kunstwerken, kann man leicht den Eindruck erhalten, es würde sich dabei um Drucke handeln, angelehnt vielleicht an die Tradition von Comics. Doch weit gefehlt, wer dieser Schlussfolgerung im wahrsten Sinne des Wortes auf den (hier: Holz-)Leim geht: Minutiös und präzise trägt Buschkämper seit Jahrzehnten ihre Farben selbst auf, der Pinsel folgt ihrer zielsicheren Hand mit akkuraten Strichen.
Die Bilder der HfG-Absolventin schreiten seit dieser Zeit variationsreich voran: Unter Buschkämpers zeichnerischen Fittichen werden Frauen zu Octopus-Damen, transformieren sie sich in kargem Schwarz-Weiß-Strich zu Solo-Ikonen auf dem Papier und erinnern dabei an (vielleicht schon ausgerissene) Seiten von Modezeitschriften einer verheißungsvollen (aber wahrscheinlich) utopischen Zukunft.
Die Arbeiten von Petra Buschkämper haben nie etwas Hektisches, geschweige denn Flüchtiges. Sie biedern sich nicht an, heischen nicht um Aufmerksamkeit, wollen nie billig, schnell oder oberflächlich verführen. Sie sind konzentrierte Statements, manchmal fast spröde und sperrig formuliert. Nicht zufällig benutzt die Frankfurterin für ihre Kunst häufig das Material Holz.
Ihre Keramikskulpturen dagegen bemalt Buschkämper in ihren favorisierten Grüntönen. Auch an diesem Material Ton beweist sie „Händchen“: Das weibliche Geschlecht mutiert auf der Drehscheibe zu geheimnisvollen Fabelwesen, wiederum inspiriert von der Natur. Sie wachsen schuppig nach unten, schlagen Wurzeln, schlagen auf dem Boden auf. Nie entsteht dabei ein Scherbenhaufen.
Hierbei muss auch die immer feministische Komponente ihres künstlerischen Outputs und Ausdrucks erwähnt werden: Die selbstbewusste, selbstbestimmte, zugleich schöne Frau, die immer als Subjekt mit erhobenem Haupt das letzte Wort hat und nie als gebrochenes Objekt eine Situation verlässt.
Die gemalten Oktopus-Damen, sowie die Fashion-Gesichter, genauso gut aber auch die Keramikfabelwesen, haben eine wichtige Sache gemeinsam: Sie halten sich selbst, stehen stark und autonom im Leben, mehr oder weniger unantastbar und verankern sich in der Natur.
Dazu passt auch, dass Buschkämper ihre künstlerische Karriere mit dem Erlernen eines Handwerks begann, das Männer dominierter nicht sein konnte: Sie behauptete sich zuallererst als Schreinerin.
In ihrer, dem Malerei-Studium vorangegangene Schreinerlehre, lernte sie von der Pike auf was es mit dem Material Holz auf sich hat. Von Anfang an wollte sie mit Holz künstlerisch umgehen (lernen), die typische Buschkämper-Ästhetik generieren.
Bei der Arbeit mit Holz fand sie unter anderem die Ruhe, die sie später an ihre Kunst weitergeben konnte.
Fernab des zivilisatorischen Alltags, oft in einem leeren Raum, sind ihre erschaffenen Wesen dennoch immer mit dem Boden verbunden.
Wahrscheinlich wurde dieser Boden vorher von Petra Buschkämper höchstpersönlich entworfen. Auf dem Boden ihrer Tatsachen behält man das Gleichgewicht.
Und dort wissend kann sich niemand beim Betrachten ihrer Arbeiten ihrem stillen konzentrierten faszinierenden Kosmos entziehen.
Text: Julia Mantel, Frankfurt/M.
Petra Buschkämper • Vita:
1964 geboren in Köln
1984 – 1987 Tischlerlehre, Groß-Gerau
1988 – 1995 Studium an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach
Lebt und arbeitet als freie Künstlerin in Frankfurt/Main
Zur Website von Petra Buschkämper
2024 Fügung | Die Ausstellung, (mit Mira Laaf), Trashland Kunstlabor Kronberg
2018 Pulse Pause Repeat, Ausstellungshalle 1a, Frankfurt/Main
2013 Sommergäste, Ausstellungshalle 1a, Frankfurt/Main
2002 Daydream Station, Galerie Anita Beckers, Frankfurt/Main
2001 Let me be the one you will come running to, Luftraum, Flughafen Frankfurt Terminal 1 Halle A
2000 Home Sweet Home, Zimmergalerie Schneider, Frankfurt/Main
1996 Visit Venus, Ausstellungsraum GOOP, Frankfurt/Main
1996 Painting Objects, B. Place Gallery, Kobe/Japan
1995 Maison Moderne, Fahrradhalle Offenbach
Gruppenausstellungen:.
2021 – 2024 SUPERLADEN, Offenbach
2007 Lebensraum, Alte Schmiede, Frankfurt/Main
2000 bellevue souterraine, Galerie Morgen, Frankfurt/Main
1999 Ammans Geburtstag: Ein Fest für Alle, Museum für Moderne Kunst, Frankfurt/Main
1997 Silo, Fahrradhalle Offenbach (Hamburg, Berlin)
1996 Junge Kunst, Saar Ferngas Förderpreis, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen
1995 Studenten der Hochschule für Gestaltung Offenbach, Frankfurter Sparkasse 1822
2021 Brückenstipendium der Hessischen Kulturstiftung
2020 Arbeitsstipendium im Rahmen des Kulturförderprogramms der Hessischen Kulturstiftung
2018 Projektförderung, Kulturamt Frankfurt/Main
1996 Arbeitsstipendium des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, Wiesbaden
1993 Förderung durch die Johannes-Mosbach-Stiftung in Offenbach
2022 Metamorphosis, Petra Buschkämper, KANN-Verlag Frankfurt am Main
2018 Puls Pause Repeat, Petra Buschkämper, KANN-Verlag Frankfurt am Main
2006 Gutes Gelingen, Festgabe zum 60. Geburtstag von Fritz-Rüdiger-Volz, LIT Verlag Berlin
1999 Save the Day! Eine Aktion anlässlich des 60. Geburtstag von Jean-Christoph Ammann, Frankfurt
1996 Junge Kunst, Saar Ferngas Förderpreis, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen